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Frust, Verständnis und Alternativen – Wie Sportler des TTV Emsdetten die Corona-Zwangspause erleben.

„Wann es weitergeht? Keine Ahnung.“ Zwar mit Verständnis für die notwendigen Maßnahmen, aber gleichzeitig frustriert und traurig steht Herbert Boße, Spielleiter des Tischtennisvereins Emsdetten (TTV), in der leeren Diemshoff-Halle vor den sorgfältig verstauten Platten.

„Natürlich wollen wir uns und andere schützen. Trotzdem fehlt uns, wie vielen anderen, unser Lieblingssport sehr“, so Boße mit einem wehmütigen Blick in seine dürftig bestückte Mappe mit den Spielberichten dieses Jahres. „Am 6. März absolvierte unser Spitzenteam sein letztes Match der Saison 2019/2020. Dann kam der erste Abbruch des gesamten Spiel- und Trainingsbetriebs.“ Die Halle geschlossen. Im Mai keimte Hoffnung auf. Unter strikter Einhaltung des vom Vorstand erarbeiteten umfangreichen Hygienekonzeptes durften die TTV-Aktiven wieder trainieren. Zwar an weniger Tischen und mit reduzierter Teilnehmerzahl, aber immerhin. Die Sommerferien unterbrachen das Geschehen an den grünen Platten erneut. Halle zu. Durchgehend, sechs Wochen lang. „Nichts war anschließend wie vorher. Doch der Start der Saison 2020/2021 am 29. August machte uns Mut; jedoch nur bis zu den Herbstferien“, erinnert sich das Urgestein des Vereins, dem er bereits über 50 Jahre angehört. Wieder wurden er und seine MitstreiterInnen enttäuscht. Die Fallzahlen entwickelten sich dramatisch. Alles wieder dicht. Bis wann? „Das steht derzeit noch in den Sternen.“

Wo es möglich ist, schafft sich der eine oder andere TT-Crack Ersatz, der oft genug nicht wirklich den eigenen Ansprüchen entspricht und entsprechend kümmerlich ausfällt. So mussten schon mal – meist ungeübte -Familienmitglieder ran, wenn im Keller der alte Tischtennistisch nach längerem Dornröschenschlaf entstaubt wird. Auch durfte es vor dem jüngsten Shutdown notfalls die TT-Platte aus Beton auf dem nächstgelegenen Spielplatz sein. Oder der eigentlich viel zu kleine Terrassentisch wird zum Sportgerät umfunktioniert. „Das ist zugegebenermaßen keine Profi-Bedingung, aber eine durchaus lustige Abwechslung in diesen sportlich tristen Zeiten“, nimmt es ein Spieler aus der vierten Mannschaft mit Humor. „Hauptsache etwas Bewegung mit der Ping-Pong-Kugel.“ Boße selbst bleibt außer einsamen Radtouren oder Bastelarbeiten im Hobbykeller nur der nostalgische Blick zurück. „Dann nehme ich mir eines der Jahrbücher zur Hand, in denen ich seit 44 Jahren das TTV-Vereinsleben dokumentiere, und denke an bessere Zeiten. Die wünsche ich im Übrigen allen Mitbürgern von ganzem Herzen.“
Rainer Schwarz (sch)

Wann hier wieder Tischtennis gespielt wird? Herbert Boße weiß es nicht.
Foto: Rainer Schwarz
Herbert Boße inspiziert die Tischtennisplatten des TTV, die in der Diemshoff-Halle auf den Wiederbeginn des Spiel- und Trainingsbetriebs warten.
Foto: Rainer Schwarz