Kameradschaft wichtiger als Trophäen
Günther Christ, letztes noch lebendes und aktives Gründungsmitglied im TTV Emsdetten, wird 85.
„Wartet es nur ab. Sobald wir wieder in die Diemshoff-Halle dürfen, fege ich euch von der Platte“, flachst Günther Christ per WhatsApp mit seinen Mitspielern und Mitspielerinnen von der vierten Mannschaft des Tischtennisvereins (TTV) Emsdetten. „Viel lieber würde ich unser Team persönlich treffen“, bedauert das letzte noch lebende und nach wie vor sehr aktive TTV-Gründungsmitglied, das am 5. März seinen 85. Geburtstag feiert. „Klar fehlt mir zurzeit unser Lieblingssport, das Spiel mit den kleinen Bällen und viel Spaß an der Platte. Doch noch wichtiger als der sportliche Wettkampf und Trophäen ist mir die Kameradschaft im Team wie im gesamten Verein.“
So war es schon damals, Anfang der 1950er Jahre, als das Sportangebot in Detten sehr überschaubar war. Fußball, Feldhandball und Leichtathletik. Fertig. Da trafen sich einige Jugendliche, denen diese Sportarten weniger lagen, lieber am Billardtisch im Schützenhof. „Zuerst mehr als Pausenfüller“, erinnert sich Christ. „Bis man wieder mit Billard dran war.“ Die Ping-Pong-Idee brachten die Brüder Willi und Meinhard Schriever aus Münster mit, wo Willi bereits aktiv war. „Das war für uns reines Hobby. Kneipensport pur. Mit einfachsten Mitteln wie selbstgezimmerter Sperrholz-Platte.“ Seinen ersten Schläger erwarb Christ in Rheine. Ein ganz Einfacher mit Außennoppen und ohne Schaumgummi unter dem Belag. „Das größte Problem war es, Bälle zu bekommen. Wehe, es ging mal einer kaputt.“ Als die Teilnehmerzahl stieg, wechselten die Akteure zum Trainieren und für ihre Meisterschaftsspiele vom Schützenhof in die Buckhoff-Halle und später zum heutigen Spiellokal, der Sporthalle im Diemshoff.
Da immer mehr Jugendliche am Tischtennissport Gefallen fanden und sich gerne in offiziellen Wettkämpfen mit anderen Teams messen wollten, gründeten im Januar 1954 zehn Spieler den TT-Verein „Aufwärts“. Mit dabei war Günther Christ, der bald in Begegnungen mit Mannschaften des TVE, CVJM, DJK, Schilgen, Biederlack, Post und Gansz freundschaftliche Beziehungen knüpfte und erste Wettkampferfahrungen sammelte. „Mein Bruder Horst war auch von Anfang an dabei. Er war der bessere Techniker von uns Beiden“, so Günther, der sich immer wieder im Verein engagierte und organisierte. Unter anderem 14 Jahre lang als Kassierer und 2004 im Festausschuss zum 50sten Bestehen. „Ich spielte meist nur auf Kreisebene“, erzählt der sympathische Sportler bescheiden. In den Anfängen spielte Christ noch in der ersten Mannschaft. Später in der Reserve oder dahinter. Denn nach dem Zusammenschluss aller örtlichen TT-Gruppierungen zum TTV Emsdetten 1960 als einzigem Tischtennisverein der Wannenmacherstadt stiegen TTV-Teams stetig auf, bis die Erste 1967 die Verbandsliga erreichte. „Dafür war ich nicht gut genug“, schmunzelt er. „Zu Podiumsplätzen reichte es erst im Alter. Beispielsweise bei Stadt- und Vereinsmeisterschaften in der Gruppe der Senioren.“ 2015 erkämpfte er sich bei den Bezirksmeisterschaften in Münster in der Gruppe ab 80 Jahren immerhin die Silbermedaille. Was Tischtennis für Christ bedeutet, zeigt auch eine Anekdote aus seinem reichen Fundus an Erinnerungen. „Es war der Sonntag, an dem mein ältester Sohn getauft werden sollte. Für unser TT-Heimspiel um 10 Uhr hatte ich mich abgemeldet. Doch kurzfristig fiel ein Kamerad aus. Ich sprang als Ersatz ein, verhalf meinem Team zum Sieg und erreichte noch rechtzeitig die Tauffeier in der Marienkirche.“ Selbstredend, dass er gerne zusagte, als die Betriebssportgruppe der LWK in Münster ihm 1985 anbot dort mitzuspielen. Bis 2005, also auch nach seinem Übergang in den Ruhestand, blieb er („immer mit vollem Einsatz“) dabei.
„Günther spielte, soweit es seine Gesundheit erlaubte, seit Gründung durchgehend aktiv in Mannschaften des TTV. Er gehört zu den trainingsfleißigsten Aktiven unseres Vereins“, betont Vorstandsmitglied und Spielleiter Herbert Boße, der sich auch als dessen Mannschaftsführer über die Fitness des Jubilars freut.
Rainer Schwarz (sch)